Warum du glaubst, nicht gut genug zu sein – und was das mit deiner inneren Würde zu tun hat
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich früher ständig an mir gezweifelt habe. Jeder kleine Fehler fühlte sich an wie der Beweis: Ich genüge nicht. Dieses nagende Gefühl kam nicht von ungefähr – es hatte Wurzeln, die tief in meine Vergangenheit reichten. In diesem ersten Teil zum Thema Selbstwert möchte ich mit dir teilen, welche Ursachen ein geringes Selbstwertgefühl haben kann. Wir gehen den Spuren deiner Prägungen nach, entlarven alte Glaubenssätze und entdecken, was es mit deiner inneren Würde auf sich hat.
Die unsichtbaren Prägungen aus der Kindheit
Viele von uns tragen früh erlernte Überzeugungen in sich, ohne es zu merken. Als Kind hast du ein feines Gespür dafür, wie andere auf dich reagieren. Vielleicht hast du vor allem dann Lob und Liebe erfahren, wenn du etwas geleistet hast – gute Noten, aufgeräumtes Zimmer, artiges Verhalten. Solche Erfahrungen prägen dein inneres Bild: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“ Auch negative Erlebnisse hinterlassen Spuren. Kritik, Zurückweisung oder das Gefühl, nie gut genug zu sein, setzen sich in deinem jungen Herzen fest. Jede dieser Prägungen ist wie eine leise Stimme, die flüstert: „Streng dich mehr an, dann wirst du geliebt“ oder „Du darfst keine Fehler machen.“ Ich selbst habe lange Zeit nach der Anerkennung anderer gesucht, weil ich dachte, ich müsste sie mir verdienen. Diese frühen Konditionierungen steuern unser Selbstwertgefühl oft noch im Erwachsenenalter – selbst dann, wenn wir uns an die konkreten Situationen kaum erinnern.
Macht der Glaubenssätze – wenn der innere Kritiker das Ruder übernimmt
Aus Prägungen entwickeln sich Glaubenssätze: tief verwurzelte Überzeugungen über dich und die Welt. Sie wirken im Verborgenen und beeinflussen dein Denken und Fühlen jeden Tag. Typische negative Glaubenssätze bei geringem Selbstwert sind zum Beispiel: „Ich bin nichts wert.“, „Ich habe keine Liebe verdient.“ oder „Andere sind alle besser als ich.“ Kommt dir einer davon bekannt vor? Mein eigener innerer Kritiker hatte jahrelang einen Lieblingssatz parat: „Du musst perfekt sein, sonst enttäuschst du alle.“ Dieses strenge Motto hatte ich so verinnerlicht, dass ich es kaum noch in Frage stellte. Glaubenssätze entstehen oft aus wiederholten Erfahrungen. Ein Satz, den dir Eltern, Lehrer oder andere wichtige Menschen (ob absichtlich oder nicht) mitgegeben haben, kann sich in dein Gedächtnis graben. Mit der Zeit übernimmt dein innerer Kritiker diese Rolle: Er wiederholt die alten Botschaften, selbst wenn längst keiner im Außen das von dir fordert. Das perfide daran: Wir halten diese inneren Aussagen für die Wahrheit. Wenn du jahrelang gehört oder gespürt hast, „du bist nicht gut genug“, dann zweifelst du irgendwann automatisch an dir – egal, wie unbegründet das objektiv sein mag.
Vielleicht merkst du schon: Diese Überzeugungen sind erlernt. Kein Kind kommt mit Selbsthass oder Selbstzweifeln auf die Welt. Sie entstehen durch Umstände und Interpretationen. Mir hat es sehr geholfen, das zu verstehen. Als ich begriff, dass meine harsche Selbstkritik eigentlich ein Echo alter Stimmen war, konnte ich zum ersten Mal Abstand nehmen. Du bist nicht deine Glaubenssätze. Sie sind Gedanken – mächtige zwar, aber trotzdem nur Gedanken. Und Gedanken lassen sich ändern.
Deine innere Würde – der unantastbare Kern in dir
Bei all den Verletzungen und Selbstzweifeln gibt es etwas, das weder Kritik noch Misserfolg zerstören können: deine innere Würde. Damit meine ich den innewohnenden Wert, den jeder Mensch von Geburt an besitzt. Stell dir ein neugeborenes Baby vor – es muss nichts leisten, um liebenswert zu sein. Dieser Achtung gebietende Wert wohnt auch dir inne, egal wie oft dich das Leben enttäuscht hat. Leider verlieren wir im Laufe der Zeit den Kontakt zu diesem Gefühl der eigenen Würde. Wenn dir ständig signalisiert wurde, dass etwas mit dir nicht stimmt, glaubst du irgendwann selbst daran und übersiehst dieses innere Licht.
Ich habe lernen dürfen, dass Würde und Selbstwert zwar eng verwandt sind, aber nicht dasselbe: Würde ist unveränderlich – du hast sie immer in dir, allein weil du ein Mensch bist. Selbstwertgefühl dagegen kann schwanken – es ist dein momentanes Empfinden über dich selbst. Die gute Nachricht ist: Egal, wie gering dein Selbstwert gerade scheint, an deiner inneren Würde hat sich nichts geändert. Tief in dir ist ein funkelnder Kern, der absolut in Ordnung ist. Diese Erkenntnis hat mir persönlich enorm geholfen. In dem Moment, als ich begriff „Ich darf mir Wert zugestehen, einfach weil ich bin“, begann sich mein Umgang mit mir selbst zu ändern.
Natürlich verschwinden alte Zweifel nicht über Nacht. Doch zu wissen, dass dein Wert nicht wirklich verloren gehen kann, gibt Kraft. Es ist, als würdest du einen Schatz wiederentdecken, der die ganze Zeit in dir verborgen lag. Schritt für Schritt kannst du lernen, deine innere Würde wieder zu spüren – unabhängig von äußeren Maßstäben.
Ich darf mir Wert zugestehen, einfach weil ich bin
Fazit: Verstehen, woher der geringe Selbstwert kommt
Im ersten Schritt zur Entwicklung eines gesunden Selbstwerts geht es darum, Klarheit zu gewinnen. Erkenne die Wurzeln deiner Selbstzweifel: die Prägungen aus deiner Vergangenheit und die Glaubenssätze, die daraus entstanden sind. Mach dir bewusst, dass diese Überzeugungen nicht die ultimative Wahrheit über dich erzählen. Hinter all dem Lärm des inneren Kritikers wartet etwas Beständiges – deine innewohnende Würde, die dir niemand nehmen kann.
Indem du verstehst, warum du an dir zweifelst, legst du den Grundstein für Veränderung. Genau hier endet Teil 1 unserer Reise: bei der Erkenntnis, dass mit dir nie „etwas falsch“ war, sondern dass falsche Geschichten über dich Macht bekommen haben. Im zweiten Teil schauen wir uns an, wie du diese alten Geschichten umschreiben und ein neues Selbstwertgefühl aufbauen kannst. Du darfst gespannt sein – es geht weiter mit Selbstwirksamkeit, Vertrauen und viel Selbstmitgefühl.
Lust auf mehr Tiefe? Höre auch in Folge 1 meiner Podcastreihe „Selbstwert entwickeln“ hinein – dort erzähle ich ausführlich, wie Glaubenssätze entstehen und was du tun kannst, um deinen inneren Kritiker zu verstehen. Und keine Sorge: Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Fragen? Schreib mir – ich bin für dich da und begleite dich gern ein Stück auf deinem Weg zu mehr Selbstwert.
Über diesen Blog
Du musst nicht perfekt funktionieren.
Du darfst fühlen, zweifeln, wachsen – in deinem Tempo.
In diesem Blog findest du ehrliche Impulse, psychologisches Know-how und praktische Tools für ein Leben mit mehr Selbstannahme, innerer Ruhe und echter Verbindung.
Kein Optimierungswahn. Kein Druck. Sondern Klarheit, Mut und Mitgefühl – für dich selbst und dein Leben.
Tobias Kassühlke
Be perfect. Be yourself.