Vertrautes Chaos – wie wir in Geld, Erfolg und Gesundheit Drama suchen

Nachdem mir das Liebesparadoxon in meinen Beziehungen klar geworden war, entdeckte ich es auch in anderen Lebensbereichen. Fast schmunzeln musste ich, als ich merkte: Ich hatte unbewusst dafür gesorgt, dass es nirgends zu glatt läuft – weder beim Geld, noch im Beruf, noch in meiner Gesundheit. Irgendwo schuf ich mir immer ein Auf und Ab, weil mich tief drin eine stille Überzeugung leitete: Ohne Druck geht es nicht.

Nehmen wir das Thema Geld. Früher landete ich am Monatsende trotz Gehaltserhöhung oft wieder bei Null. Hatte ich plötzlich etwas übrig, fühlte es sich ungewohnt an – fast unbehaglich. Also kaufte ich impulsiv irgendetwas oder fand eine „Investition“, die mich reizte. Heute wundert es mich nicht: Man hört immer wieder, dass Lottogewinner nach kurzer Zeit bankrottgehen. Insider schätzen, dass rund 80% der Lotto-Millionäre ihr ganzes Geld innerhalb von zwei Jahren verlierenmariolueddemann.com. Als würden sie den unvertrauten Reichtum unbewusst abstoßen, bis das finanzielle Drama zurückkehrt.

Ähnlich erging es mir mit Erfolg und Arbeit. Lief ein Projekt reibungslos, wurde ich nervös. Fast zwanghaft lud ich mir neue Aufgaben auf oder schob Wichtiges so lange auf, bis Zeitdruck entstand. Erst unter Stress fühlte ich mich richtig produktiv. Tief innen glaubte ich wohl, Erfolg zählt nur, wenn er schwer verdient ist.

Und die Gesundheit? Anstatt auf meinen Körper zu hören, habe ich ihn lange übergangen. Pausen gönnte ich mir erst, wenn ich völlig erschöpft oder krank war. Im Dauerlauf merkte ich gar nicht, wie müde ich eigentlich bin. Viele von uns kennen das – kein Wunder, dass Burnout heute so häufig istsei-du.info. Wer ständig im Hochspannungsmodus lebt, für den fühlt sich Entspannung beinahe falsch an.

Sogar meine Berufung suchte ich mit demselben paradoxen Muster. Ich erwartete, dass mich ein leidenschaftlicher Blitzschlag treffen müsste – der eine dramatische Moment der Klarheit. In Wahrheit flüsterte meine innere Stimme schon leise, wofür ich wirklich brenne, doch ich überhörte sie fast. Ich war so damit beschäftigt, nach dem großen Knall zu jagen, dass ich die sanften Wegweiser ignorierte.

Mir wurde bewusst: Dieses Muster – Aufregung mit Erfüllung zu verwechseln – zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben. Doch genauso, wie ich es in der Liebe durchschaut habe, kann ich es auch hier ändern. Schritt für Schritt übe ich, das Gute auszuhalten. Zum Beispiel lasse ich Erspartes bewusst liegen und spüre, wie Sicherheit sich anfühlt. Ich feiere berufliche Erfolge, ohne mich sofort in das nächste Abenteuer zu stürzen. Ich erlaube mir Ruhezeiten, auch wenn mein alter Antreiber „Weiter, weiter!“ flüstert.

Im Kern lerne ich, mir selbst zu erlauben, glücklich zu sein – ohne erst durchs Feuer gehen zu müssen. Ich darf Erfolg, Gesundheit und Erfüllung annehmen, selbst wenn sie leise und unspektakulär in mein Leben treten.

Nach und nach wird das Ungewohnte vertrauter. Ein erfülltes Leben muss keine ständige Achterbahnfahrt sein. Im Gegenteil: Wahres Wachstum findet oft in den leisen Momenten statt. Wenn wir lernen, uns in der Ruhe wohlzufühlen, verliert das vertraute Chaos seinen Reiz – und wir finden in Balance zu uns selbst.